Die Bilder, die derzeit im Familienzentrum Bammental ausgestellt sind, fallen auf. Spritzig, bunt, wild hängen sie an den Wänden des Cafés und hinauf die Galerie an der Treppe. Doch auch melancholisch leise wirken sie auf den Betrachter, fragend, manchmal verzweifelt, fast wie geheimnisvolle Schriftzeichen, die rätselhafte Figuren umhüllen.
Mit poetisch-schleierhaften Namen sind sie betitelt: „Stundenschraffur“, „Lavastrunk“, „Envash“, „Scharden“ oder „Flammenwald“. Man sieht, meint zu erkennen, wie Pflanzliches und Strukturen sich umschlingen in sorgfältig ausgewähltem Farbspiel. Was heißt „Neume“, „Wishun“ oder „Wun“? Sind das Begriffe einer anderen Gedankenwelt? Fantasie — oder doch Fremdwörter? Es ist wohl schöner, von allen Erklärungsversuchen Abstand zu nehmen. Kunst — Bilder — wirken. Und die Bilder Aljoscha van Bebbers, die noch bis Mitte März im Familienzentrum Bammental zu sehen sind, wirken sogar noch mehr, wenn man ihre Namen dazu liest, sie beim verweilenden Betrachten gar vor sich hinmurmelt. „Skelette an der Wand“, „Nachts Teller drehen“, „Aufbrek“ oder „Tanz des Nubuku“.
Das, was dem Künstler Aljoscha van Bebber zur Verfügung steht, damit arbeitet er. Den geistigen und materiellen Abfall der Gesellschaft verwandelt er in Kunst — so Laudatorin Steffi Bittner zur Eröffnung der Vernissage am 19. Januar, die mit gut 50 Gästen sehr gut besucht war. Seit frühster Kindheit produziere Aljoscha van Bebber „Kunstwerke am laufenden Band, um seinem Herzen und seiner Seele künstlerischen Ausdruck zu verleihen.“ Dabei schaffe er dekonstruktiv — beginne, nehme wieder auseinander, ließe sich überraschen, was neu entsteht. Er reagiert und kombiniert spontan. Comics und Graffiti beeinflussen sein Werk. Mit dem Aufkommen von Street Art beschäftigte sich der junge Künstler mit Schablonenkunst und Interventionen im öffentlichen Raum. Seine Sticker konnte man überall finden, Steine wurden umgestaltet, kleine Plastikdeckel von innen bemalt und in Mauerritzen oder an Laternenpfosten geklebt, wie Steffi Bittner erzählte. Van Bebber kreierte Paste-Ups, auf Papier gemalte Kunstwerke, die er an vernagelte Abrisshäuser oder Baustellenwände kleisterte und macht heute großflächige Rauminstallationen auf Festivals. „Kunst findet sich überall und braucht keine Perfektion“, sagt Aljoscha van Bebber. „Sie ist ein Zusammenspiel von Zufall und Bestimmung.“
Es lohnt sich, sich das auf sanfte Weise ausdrucksstarke Werk van Bebbers anzuschauen. An einem wirbeligen Café-Nachmittag oder ganz für sich allein an einem ruhigen Morgen.
Ausstellung von „Suje“, Aljoscha van Bebber im Familienzentrums
Öffungszeiten: Dienstag-Samstag: 15-18 Uhr und Donnerstag-Samstag: 9-12 Uhr